Klodeckel des Tages

26. April 2015

Die Wunderheilungs-App: Von der Leichtgläubigkeit der Menschen

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Mit den Hoffnungen von Menschen zu spielen, ist eine äußerst perfide Form der Grausamkeit. Dies gilt ganz besonders für die Hoffnung auf Heilung. Gerade wenn es ums Überleben geht, klammern sich Betroffene verständlicherweise an jeden Strohhalm, sei er auch noch so dünn und brüchig. Dies hat sich Belle Gibson zunutze gemacht. Die australische Bloggerin gaukelte einer wachsenden Fangemeinde jahrelang vor, sie habe den Krebs nur mithilfe ihrer gesunden Lebensweise besiegt. Vor allem eine vegetarische Ernährung habe ihren angeblichen Tumor im Gehirn verschwinden lassen. So gerne wollten Hunderttausende an dieses Wunder glauben, so gewaltig schien der Markt für eine gierige Industrie, dass zunächst nur selten einmal jemand fragte, was es mit dem ganzen Spuk denn auf sich habe. Die vermeintlich vom Krebs Geheilte zog mit der dick aufgetragenen Lügenstory so viele Menschen in ihren Bann, dass kritische Nachfragen geradezu als Blasphemie verstanden und in den sozialen Netzwerken tausendfach niedergebrüllt wurden. Gibsons Vita tat ihr Übriges: Das Kind aus schwierigen Verhältnissen mit Problemen in der Schule und ohne berufliche Perspektive, das – gerade einmal volljährig – an Krebs erkrankte und viel zu früh in die Mutterrolle geriet. Wie viel schlimmer kann es kommen?

Das Rührstück schuf die Grundlage für eine Massenhysterie, die dem Realitätssinn keinen Raum mehr ließ. Keine Chance zu haben und sie dennoch zu nutzen, das ist der Stoff für Geschichten, die die Menschen lieben. Und so sorgte die geschäftstüchtige Mittzwanzigerin vor zwei Jahren mit einer Ernährungs-App für Aufsehen, die die scheinbar krebsheilende Nahrungsaufnahme steuerte. Der Mythos von der „Heilung aus der Speisekammer“ war geboren. Begleitet von einer Schar begeisterter Journalisten konnte Gibson ein dreistes Lügengebäude errichten, dem am Ende selbst der Apple-Konzern zum Opfer fiel: Die von den Amerikanern preisgekrönte Food-App sollte in die neue Apple-Uhr „Smartwatch“ aufgenommen werden. Derweil klingelte die Kasse der „Wunderheilerin“, nicht nur durch den Verkauf des dazu gehörigen Kochbuchs, sondern vor allem durch die umgerechnet mehr als 200.000 Euro an Spenden, die sie offenbar nie an karitative Einrichtungen weitergeleitet hatte. Gibson war auf dem Höhepunkt von Ruhm und Reichtum angekommen – und legte damit den Grundstein für ihren tiefen Fall. Vor sechs Wochen nahm Gibsons Verlag ihr Buch aus dem Handel, nachdem sich die Hinweise auf den unglaublichen Betrug immer weiter verdichtet hatten.

Die Entlarvte versuchte sich in Schadensbegrenzung und teilte mit, die festgestellte Streuung der Krebszellen sei eine Fehldiagnose gewesen. Doch da gab es schon keine Rettung mehr: Unter dem wachsenden Druck gestand sie nun, die Krebsstory frei erfunden zu haben. Für die getäuschten Krebspatienten ist dies ein Schlag ins Gesicht. Ihnen kann niemand vorwerfen, dass sie das Unmögliche für möglich hielten. Und allen anderen? Vor allem der Apple-Konzern, der Buchverlag und die Medien tragen eine Mitverantwortung. Der Vorfall wirft jedoch nicht nur ein Schlaglicht auf einen Berufsstand, der sich im medialen Hochgeschwindigkeitszeitalter immer weniger mit Recherche aufhält und dem es ohnehin zunehmend an Kritikfähigkeit zu mangeln scheint. Er zeigt noch viel mehr: Wir Menschen sind zu leichtgläubig. Hierzulande ist dies besonders ausgeprägt. Wir gehen Bank-„Beratern“, Politikern und Werbe-Schauspielern ebenso auf den Leim, wie den adretten Damen und Herren, die uns die Nachrichten vom Teleprompter vorlesen, oder Redaktionen, die uns ihre Weltsicht aufdrängen. Der Fall Gibson hat daher auch etwas Gutes: Er lehrt uns, viel kritischer mit allem umzugehen, was andere uns erzählen – auch dann, wenn sie sich als Experten bezeichnen.

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19. April 2015

Codename „Lobby Control“: Der lange Arm der Wahlkämpfer

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Wahlen sind ein gefundenes Fressen für alle, die Schmutzkampagnen lieben. Es gibt sie zuhauf in der aktiven Berufspolitik, die bedauernswerten Geschöpfe, die ihre Mitbewerber dadurch am Erfolg zu hindern versuchen, dass sie kurz vor dem Urnengang Diskreditierendes über diese in Umlauf bringen. Natürlich sind erfahrene Haudegen schlau genug, nicht selbst in Erscheinung zu treten, und wenn doch, dann höchstens per gemäßigtem Moralappell. Die Drecksarbeit überlassen sie ihren eher unbedeutenden Helfern außerhalb der Politik. Und diese wurden zur Wochenmitte einmal mehr aktiv, weil Bremen am 10. Mai eine neue Bürgerschaft wählt. Auch die FDP bemüht sich um die Bremer Wähler. Zwar ist derzeit völlig offen, ob die Liberalen den Parlamentseinzug schaffen, doch scheint sich mancher politische Gegner seiner Sache nicht so sicher. Immerhin tritt mit der aus der TV-Show „Höhle der Löwen“ bekannten Unternehmerin Lencke Steiner eine durchaus ernstzunehmende Spitzenkandidatin an. Dass diese als beruflich erfolgreiche Quereinsteigerin daherkommt, wurmt so manchen Kaderpolitiker wohl zusätzlich. Denn nicht wenige Abgeordnete blicken auf eine Vita zurück, die sie vom Studium direkt in Stiftungs- oder Abgeordnetenbüros und auf attraktive Listenplätze gespült hat.

Wirklich bewähren mussten sich viele von ihnen in einem wirtschaftlichen Arbeitsumfeld nie. Und nicht selten liest man auf den Abgeordneten-Webseiten von schier endlosen Universitäts-„Karrieren“, die hier und da auch einmal ohne jeglichen Abschluss endeten. Ohne die Hilfe ihrer Parteien wäre ein guter Teil wohl bei der Arbeitsagentur gelandet. Es ist daher grotesk, dass gerade aus diesen Reihen so gerne gegen jene geschossen wird, die sich unternehmerisch engagieren und anderen Menschen eine berufliche Perspektive bieten. So, wie Lencke Steiner. Als geschäftsführende Gesellschafterin eines Mittelständlers trägt sie überdies auch einen Teil des finanziellen Risikos ihres Unternehmens. Und sie engagiert sich ehrenamtlich. Seit 2012 ist sie Bundesvorsitzende des Verbands „Die jungen Unternehmer“. Dieser leistet, wie so viele Verbände, Lobbyarbeit. Verbände werden in der Regel zu diesem Zweck gegründet. Verwerflich oder gar ungesetzlich ist dies nicht. Problematisch kann es aber werden, wenn sie mächtig genug sind, politische Entscheidungen zu beeinflussen. Bei allem Respekt für deren Wirken darf man jedoch fragen, ob man den „Jungen Unternehmern“ so viel Einfluss attestieren möchte.

Timo Lange kümmert das nicht. Dem Vorstandsmitglied von „Lobby Control“ in Berlin genügt es, dass es den Verband gibt und Steiner diesem vorsteht. Er forderte die 29-Jährige per Handelsblatt auf, ihre Lobbyarbeit bis zum Wahltag ruhen zu lassen. Steiner konterte, sie habe im Wahlkampf ohnehin keine Zeit für Auftritte als Vorsitzende des Unternehmerverbands. Das war die passende Antwort für den plumpen Anwurf. Denn sicher käme die öko-sozial-affine „Lobby Control“ niemals auf die Idee, nach offensichtlichen Verquickungen grüner Politiker in unternehmerische Aktivitäten rund um die „Energiewende“ zu fragen oder gar Gewerkschaftler anzuhalten, ihr Amt niederzulegen, wenn diese zu Wahlen antreten. Stattdessen maßt sich die private Organisation an zu entscheiden, was guter Lobbyismus ist und was nicht. Warum aber eine Frau, die Menschen in Brot und Arbeit bringt, schlecht für eine Gesellschaft sein soll, während etwa die egoistischen Profiteure der „erneuerbaren Energien“ gut sind, wird auch Timo Lange nicht erklären können. Offenbar geht es also weniger um das Aufdecken echter Interessenskonflikte, sondern vor allem um das Untermauern bestimmter Weltanschauungen. Wer braucht eine Organisation, die sich als Hüter ihrer eigenen Moralvorstellungen versteht?

12. April 2015

Feindbild Bürgertum: Die Medienhetze linker Propaganda

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Die Frankfurter Rundschau ist eine Zeitung, die sich einer bestimmten ideologischen Richtung verschrieben hat. Das ist völlig in Ordnung, weil es das gute Recht einer jeden Redaktion ist, die Welt aus ihrer Sicht zu beschreiben und zu kommentieren. Problematisch wird das Ganze, wenn offenkundig eine andere Wahrheit vermittelt wird als die, die ein objektiver Beobachter wahrnehmen würde. Und justiziabel könnte es werden, wenn die Titelzeile zu einem Artikel den Verdacht erweckt, hier sollen Leser gegen einen Teil der Bevölkerung aufgehetzt werden. Die Justiz kennt den Tatbestand der Volksverhetzung. Darunter fällt unter anderem die böswillige Verächtlichmachung oder Verleumdung Einzelner oder von Teilen der Bevölkerung in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören. Die Berichterstattung der FR über eine PEGIDA-Demonstration am Ostermontag ist nicht nur deshalb äußerst grenzwertig. Beim gewaltlosen Marsch durch Dresden soll es nach Auskunft des Superintendenten der dortigen Kreuzkirche zu einem Vorfall gekommen sein, bei dem ein Paar mittleren Alters und eine Frau im Rentenalter diesen wegen des als störend empfundenen Kirchengeläuts verbal attackiert haben.

Die Petitesse, bei der man sich fragen muss, wie einschüchternd wohl eine Rentnerin selbst in Begleitung von zwei mit Transparenten bewaffneten Mittvierzigern auf einen Kirchenmann wirken dürfte, wäre normalerweise keine Zeile wert. Am nachbarschaftlichen Gartenzaun spielen sich täglich wüstere Szenen ab. Der Frankfurter Rundschau genügte dieser kolportierte Zwischenfall jedoch für einen großen Aufmacher. Die 7.000 PEGIDA-Anhänger wurden prompt allesamt zu Komplizen erklärt. Ihrer Horror-Headline „Pegida bedroht Christen in Dresden“ ließ die FR im Anreißer zum Titelbild einen martialischen Donnerhall folgen: „Anhänger des Pegida-Bündnisses drohen Christen die Kehle durchzuschneiden“. Wohl nicht ganz ungewollt wird hier die Assoziation zum IS-Terror geweckt, bei dem nicht lange gefackelt wird, sondern tatsächlich bereits Tausende Kehlen durchgeschnitten worden sind. Nun hat jeder von uns sicher selbst schon erlebt, wie leicht in der Erregung eine Drohung über die Lippen kommt, die man nie in die Tat umsetzen würde. Und es ist absolut korrekt, dass die Behörden ermitteln, weil es eben eine Straftat darstellt, Menschen durch Drohungen einzuschüchtern. Ebenso klar ist aber auch, dass die Rundschau weit über das Ziel hinausgeschossen ist.

Und so könnte aus der Unanständigkeit der linken Ideologen ein Straftatbestand werden. Der verzweifelte Kampf um die Auflage scheint zunehmend die Urteilsfähigkeit Medienschaffender zu trüben. Nichts ist ihnen mehr heilig, Schnelligkeit geht vor Gründlichkeit und die Recherche fällt oft genug dem Drang zum Opfer, das eigene Weltbild zu zementieren. Besonders auffällig ist dies dann, wenn über Vorfälle vermeintlicher oder tatsächlicher Extremisten berichtet wird. Da ist die Horde europaweit organisierter Straftäter ein unschöner Exzess Einzelner, selbst wenn 150 teilweise schwerverletzte Polizisten und Feuerwehrleute sowie in Schutt und Asche gelegte Frankfurter Stadtviertel eine völlig andere Realität zeichnen. Umgekehrt reicht die verbale Flegelei dreier Pöbler zu einer Headline, die suggeriert, IS und Pegida könnten sich zusammengeschlossen und gegen das christlich-jüdische Abendland verschworen haben. Es ist auch und vor allem diese offenkundig tendenziöse Medienberichterstattung, die so viele Menschen in Dresden und anderswo auf die Straßen treibt. Ob Journalisten und politisch Verantwortliche sich wirklich einen Gefallen tun, wenn sie als Reaktion auf die berechtigte Kritik Teile des Bürgertums zum Feindbild erklären?

5. April 2015

„Heile, heile, Gänsje“? In Mainz wird nichts mehr gut!

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Den wortgewaltigen Keulenschwingern der Anti-Rassismus-Front ist nichts heilig. Sie stürzen sich auf jeden, den sie rassistischer Gesinnungen verdächtigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob nach objektiven Maßstäben tatsächlich Rassismus vorliegt – es reicht die bloße Unterstellung der latenten Gefahr. Die Richter im Namen des Guten haben nichts zu befürchten, trägt sie der Jubel des Zeitgeistes doch über die niederen Sphären von Anstand, Moral und Gesetz hinweg. So fest schwingen sie ihre Keulen, dass ihre Opfer sich bitte nie wieder regen mögen. Einer ihrer aktivsten Vertreter, David Häußer, darf sich heute über den „Klodeckel“ freuen. In Mainz haben er und seine eifrigen Mitstreiter es aktuell auf einen altehrwürdigen Handwerksbetrieb abgesehen, der 1909 gegründet wurde und heute unter dem Namen Ernst Neger Bedachungen GmbH bekannt ist. Seit den 1950er Jahren ziert ihn ein zum Namen passendes Firmenlogo, das einen Dunkelhäutigen so zeigt, wie man ihn von naturverbundenen Stämmen in weiten Teilen Afrikas kennt: Mit Kreolen, Tellerlippen und Bastrock. Man kann das Logo mögen, oder auch nicht, doch darf man eines getrost feststellen: Sein Erfinder, das 1989 verstorbene Mainzer Fastnachts-Urgestein Ernst Neger, ist sicher über jeden Verdacht erhaben, ein Rassist zu sein.

Neger wollte die durch seine Karnevalsauftritte erlangte Bekanntheit für einen einprägsamen Firmenauftritt nutzen und schuf das Logo des „singenden Dachdeckermeisters“ in Form eines Dunkelhäutigen, der heiter den Hammer schwingt. Er bildete dabei die Realität der Zeit ab. Wer dort mehr hineininterpretiert als das, was es ist, will offenbar Böses. Und bis heute haben sich drei Generationen am Firmenlogo auch nicht gestört. Doch so, wie die Political Correctness dem Negerkuss den Garaus gemacht hat und sich seit Jahren am Zigeunerschnitzel austobt, so, wie sie Kinderbücher zensiert und bereits überlegt, historische Romane umzuschreiben, so möchte sie auch das Logo der Firma Ernst Neger vernichten. Da ist es unerheblich, ob sich je ein vermeintlich Betroffener gerührt und seiner gefühlten Diskriminierung Ausdruck verliehen hat. Die Sprach- und Denkpolizei weiß, was gut für uns ist. Glücklicherweise zeigt sich Ernst Negers Enkel Thomas standhaft. Der aktuelle Firmeninhaber denkt nicht im Traum daran, sich den Moralaposteln zu beugen. Warum auch? Der Auftritt seiner Gegner gibt ihm Recht. Die Beleidigungen und Drohungen, mit der die selbsterklärten Guten ihre Ideologie durchzusetzen versuchen, spricht für sich – und vor allem gegen sie. Da definiert sich Gut und Böse völlig neu.

Es ist das Grundübel der Diskriminierungs-Alarmisten, dass sie die Welt nicht so begreifen, wie sie ist. Totale Gleichheit ist ihre Utopie, was so lange ehrenwert ist, wie es um gleiche Rechte und Pflichten, vor allem aber um gleiche Chancen geht. Doch das ist nicht das Anliegen der Gutmenschen. Sie träumen vielmehr von einer egalitären Gesellschaft, die erst durch einen uniformen Auftritt und gleichförmiges Denken alle Unterschiede überwindet. Die Geschichte hat uns gelehrt, wie Versuche enden, derartige Gesellschaftssysteme zu errichten. Doch zurück zur aktuellen Hetzkampagne gegen Neger, die noch einen ganz anderen Beigeschmack hat: Ihr Urheber entstammt dem links-grünen Milieu und lieferte den Grünen im Mainzer Landtag eine willkommene Steilvorlage, die diese dankbar aufgriffen. In Rheinland-Pfalz wird in einem Jahr ein neuer Landtag gewählt und Thomas Neger sitzt für die CDU im Mainzer Stadtparlament. Der stellvertretende Pressesprecher der Grünen-Landtagsfraktion schwärzte ihn eilig bei Facebook an, das Negers dortiges Firmenlogo umgehend löschte. Denunziation ist die Waffe derer, denen die Argumente fehlen. Die Grünen verlassen sich darauf, dass man ihnen dies immer wieder nachsieht. Wenn sie sich da mal nicht täuschen…

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